Die „Hebammen“ des Rothaarsteigs:

Dr. Rainer Brämer,
Natur- und Wandersoziologe,
Schöpfer des Qualitätsverständnisses
für Wanderwege in Deutschland.

 

Thomas Weber,
Chef der Sauerland-Touristik,
Hobby-Archäologe und Träger
des Wandermagazin-AWARDS 2008.

 


Wie viel Rothaarsteig steckt noch in Dir?

 

Rainer Brämer: Ich bin von der Sache seither nicht mehr losgekommen. Wir haben dreieinhalb Jahre am ersten Premiumweg gearbeitet, nach innen mit hohem Engagement aller Beteiligten, nach außen gegen viele Widerstände. Damals wurde der Kurs für eine neue Gründerzeit im Wandertourismus entwickelt, dem wir im Wesentlichen heute noch folgen.

Thomas Weber: Jede Menge. Die Wanderlust auf unseren Steig bricht sich jedes Frühjahr aufs Neue Bahn. Abschalten kann ich allerdings nur anderswo, bei den Kollegen. Hier auf unserem Rothaarsteig denke ich ständig darüber nach, was wir noch besser oder anders machen könnten. Es war einfach zu schön, seinerzeit etwas ganz und gar Neues starten zu können. Das wirkt nach und hält uns im Jahr zehn weiter in Atem.


Zehn Jahre sind Beleg für?

 

R. Brämer: Dafür, dass es richtig ist, sich konsequent an den Erwartungen und Sehnsüchten von Wanderern zu orientieren, wenn es um die Schaffung neuer Wanderwege geht.
T. Weber: Den erfüllbaren Wunsch, wenigstens einmal im touristischen Leben gemeinsam etwas Unvergängliches und Starkes mit einem wunderbaren Team schaffen zu können.

Wandern auf dem Rothaarsteig ist für mich?

 

R. Brämer: Erinnerung an schöne und planungsknifflige Winkel, aber auch jedes Mal ein neuer Genuss.
T. Weber: Das, was man neudeutsch Work-Life-Balance nennt.

Zu Jagdpächtern, Förstern und Grundstückseigentümern sage ich?

 

R. Brämer: Sie hatten es am schwersten. Erst wurden die meisten Wege für ihre Zwecke befahrbar gemacht oder verfielen. Und jetzt kommen da auf einmal die Wanderer und fordern ihr vom Wald- und Naturschutzgesetz garantiertes Recht auf möglichst naturnahe Erholung, auf alte Pfade und schöne Aussichten ein.
T. Weber: Sie waren naturgemäß unsere gewollten Partner seit der ersten Stunde. Das war nicht einfach, aber es hat (fast immer) geklappt. Unser Rothaarsteig ist vor allem unsere gemeinsame Leistung. Eine großartige Figur machte übrigens der Landesbetrieb Wald und Holz NRW.

Die wahren Väter und Mütter des Rothaarsteigs sind?

 

R. Brämer: Die Wanderer, die immer deutlicher gezeigt haben, dass sie mit den herkömmlichen Trassen nicht mehr zufrieden waren. Und die vielen begeisterten Mitplaner vor Ort mit ihren Detailkenntnissen und der Hartnäckigkeit für die schönen Wanderpassagen.
T. Weber: Zu meiner immer noch andauernden Verblüffung die Menschen links und rechts vom Rothaarsteig.  

Premium – welche Erlebnisqualität hat der Steig?

 

R. Brämer: Beim Rothaarsteig steht das naturstille Walderlebnis des Gebirgskamms im Vordergrund, der aber immer wieder den Blick in die Weite, über die tief gestaffelten Silhouetten des Sauerlandes öffnet. Ein Paradies zum Abschalten.
T. Weber: Dr. Brämer behielt Recht. Er war der Erste, er war unbequem. Doch der Anspruch, den Ausbruch aus der Normalität zu schaffen, war goldrichtig. Danke Rainer!

Deine Lieblingspassage auf dem Rothaarsteig?

 

R. Brämer: Die Hochheide zwischen Niedersfeld und Willingen, das Schwarzbachtal bei Heinsberg, die Fuchskautenheide, das Aubachtal und, und, und.
T. Weber: Die vom Unbewussten ins Bewusste. Immer wieder dieser kleine Schlenker im Gehirn mitten in einer langweiligen Sitzung: Wer nimmt mich Huckepack und trägt mich raus ins Grüne? Wenn ich dann an unsere Waldliegen denke, kann ich mancher Besprechung nicht mehr folgen...

Weg der Sinne? Stimmt.

Neu: Fünf Teilstrecken für Speedhiker

Forciertes Wandern? Tempo machen, den Kreislauf pushen, an die aeroben Grenzen gehen und alles auf einem Premium-Fernwanderweg? Der Rothaarsteig hat fünf Strecken für Speedhiker ausgewiesen.

 


Weitere Infos: www.rothaarsteig.de, www.wanderforschung.de