Möglichkeit 1: Ich könnte noch sechs Stunden in Bad Bergzabern verbringen, bis sie öffnet.

Möglichkeit 2: Ich wandere einfach mal los und lasse mich überraschen, wo ich Wein aus Bad Bergzabern verkosten kann.

Als Weinwanderer darf man nie die Hoffnung auf einen Probierschluck aufgeben, aber noch fataler wäre es, auf das Wandern zu verzichten. 

Ich gehe am imposanten Schloss vorbei, das nicht bescheiden am Ortsrand liegt, sondern mächtigen Raum mitten im Kurort einnimmt. Ich folge der Weinbergstraße bergan, bei dem Namen der Straße kann nicht viel schief gehen. Und tatsächlich erreiche ich nach kurzer Zeit die Probierstube des Weinguts Hitziger. Es gibt Klassiker wie Riesling und Grauburgunder. Aber auch den roten Spätburgunder und einen Acolon-Wein, das ist eine Kreuzung aus Dornfelder und Lemberger Traube. Man muss wissen, dass die Pfalz das größte Rotweinanbaugebiet Deutschlands ist, und in der Pfalz auf 8.392 Hektar Rotweintrauben wachsen. Deswegen empfiehlt es sich bei einem Pfälzer Weintest immer zweigleisig zu fahren. Weiß und Rot, eine mir als 1.FC Köln-Fan sehr sympathische Farbkombination. 

Ich verabschiede mich von Frau Hitziger, gehe einmal ums Weingut herum und schon kann ich den ersten Wegweiser des Pfälzer Weinsteigs sehen, auch der ist rot-weiß markiert. Der Pfälzer Weinsteig ist ein Qualitätsweg und verläuft von Bockenheim im Norden bis Schweigen-Rechtenbach an der französischen Grenze. Viel Steig und Wein auf 170 km. Ich wandere oberhalb des Weinbergs von Winzer Hitziger und stelle mir die Frage, ob ich für eine Weinwanderung gut ausgestattet bin. Gut, ans Probierglas habe ich gedacht, das werde ich aber heute gar nicht brauchen, in den Probierstuben der Winzer scheint es reichlich Gläser zu geben. Viel wichtiger ist es, genug Platz im Rucksack für eventuelle spontane Weinflaschenkäufe zu haben. Große Rucksäcke mit viel Luft nach oben scheinen Pflicht beim Weinwandern zu sein.

Weiter geht’s im Heft, Ausgabe 196/2017

Ich wandere an der Südpfalz-Therme von Bad Bergzabern vorbei. Ohne Therme hieße es ja auch nur Bergzabern, ohne „Bad“. Es geht weiter durch den Kurpark, dort wird eher flaniert als gewandert. Es gibt Leute, die angeregt ins Gespräch mit sich selber vertieft sind und jede Menge alte Bäume, die mächtige Kurschatten werfen. Ich gehe an einem Minigolfplatz vorbei, meine Hände zucken kurz, denn ich bin absoluter Minigolf-Fan. Aber ich bleibe hart zu mir selbst, denn ich möchte mich auf dem Pfälzer Weinsteig nur beim Pfalz-Biathlon sportlich betätigen: Wandern und Wein trinken. ...