Versorgt mit dem nötigen Energiezucker kann der Wandertag in der Nähe von Villefort beginnen. Hier liegt die Grenze zu den Kastanienwäldern der südlichen Cevennen, dem Cevennen-Nationalpark im Westen und der herb-schönen Margeride im Norden. Rund um den Ort La Garde-Guérin erstreckt sich eine wildromantische Landschaft, wo der Chassezac durch seine Schlucht tobt, Burgruinen von bewegten Zeiten erzählen und ausgedehnte Wälder einstige Weideflächen überziehen. Entlang dieser Höhen verlief der alte Handelsweg „Voie Régordane“.

Auf Ochsenkarren und mit Maultieren wurden Stoffe aus Flandern in die Mittelmeerstädte transportiert. Von dort kamen Orientgewürze, aber auch Olivenöl und Wein für die nördlichen Gefilde. Das alte Dorf erhebt sich über der Schlucht des Chassezac. Im Mittelalter wachte hier eine gleichberechtigte Gemeinschaft von Rittern über die Handelstransporte. Sie lebten nach eigenen Regeln, verdingten sich als Führer oder Sicherheitstrupps, erhoben Wegezoll und wurden reich. Neidisch geworden, bezeichnete sie der Bischof von Tournel 1160 als Wegelagerer und ließ ihre Burg stürmen. Die Ritter unterwarfen sich, und ab diesem Zeitpunkt bestimmte das Bistum ihre Regeln. Von dieser Zeit zeugen der mächtige Wachturm und die Burgruine, umgeben von inzwischen schön restaurierten Häusern.

Bei der Rundwanderung um La Garde-Guérin werden die Schweißtropfen einiger anspruchsvoller Steilstrecken von großartiger Natur belohnt. Abgesehen von wenigen Gehöften sowie dem mittelalterlichen Herrenhaus von Roure mit seinem Bergfried treffen Wanderer keine Zeichen menschlicher Bautätigkeit. Hier ist man mit der Natur allein. Wenn nach dem Anstieg vom Fluß der Wald einer weiten Hochfläche Platz macht, ist die Singdrossel zu hören oder der schrille Ruf des Bussards. Auf dem Rückweg nach La Garde-Guérin bietet der Chassezac vom Aussichtspunkt über der Schlucht das Naturschauspiel zweier Wasserfälle, die sich in den „Teufelstopf“ stürzen.

Zeichen des alten Handelsweges Régordane finden sich auch südlich von Villefort, wo sich der gezähmte Fluß als Stausee zwischen Steilhänge zwängt. Hier hat der Wald die früheren Weideflächen völlig verdrängt. Auf dem Weg erinnern uralte Karrenspuren im Schiefergestein an einstigen Wohlstand. Noch Ende des 18. Jh. waren rund sieben Prozent der Einwohner von Villefort Gastwirt, Sattler oder Karrenmacher. Die Geschäftigkeit des alten Handelsweges und die Rufe der Maultiertreiber sind längst verstummt, auf diesen Wegen begegnen sich heute nur Wanderer oder höchstens mal Pedalritter.