Der Wassergourmet, der hier begeistert trinkt, heißt Holger Dreeskornfeld. Der Förster der Stadt Sundern ist stolz auf sein Revier, das sich vor allem durch zwei Dinge auszeichnet: Wasser und Wald im Überfluß. An einem so regenreichen Tag wie heute läuft der Boden zwischen den mächtigen Fichtenstämmen schier über von Wasser. Überall quillt es aus den Hängen hervor und macht sich die Wanderwege zu Bachbetten. Herrlich für jemanden, der sein Lebensglück nicht vom Dauersonnenschein abhängig gemacht hat, sondern Wasser als Lebenselixier des Blauen Planeten versteht. „Wasserreich Sundern“ so könnte man mit gutem Recht die Landschaft südwestlich von Arnsberg im Naturpark Homert betiteln. Aus den westlichen Ausläufern des namensgebenden Höhenzuges Homert strömt das Wasser über Hespe, Röhr und Sorpe der Ruhr und damit dem Ruhrgebiet zu. Vorher geht aber ein Großteil davon in den riesigen Wasserspeicher der Sorpetalsperre.

Spuren der Vergangenheit

Dem Wasser, das mittlerweile als Schnee vom Himmel fällt, hält die atmungsaktive Jacke des Försters weiter stand. Auch sein Jagdhund Linus läßt sich die Laune nicht verderben, immer eine verlok-kende Witterung von Wild in der Nase, die ihn oftmals ganz kirre macht. Der beißende Ostwind bläst im schützenden Wald schwächer als noch vor wenigen Minuten auf der Wiesenkuppe des Schomberges. Im Wald ist der gebürtige Bielefelder ganz in seinem Element. Doch Wald ist nicht gleich Wald! Denn was im Lexikon kurz und knapp unter dem Eintrag „Wald“ als „größere Fläche mit Baumbestand“ bezeichnet wird, ist nicht nur bevorzugtes Erholungsrefugium für den Wanderer, sondern auch seit Jahrhunderten genutzte Erwerbsquelle der Bevölkerung. Zum Beispiel eine Waldparzelle im Fretter Wald. Der Förster aus Leidenschaft zwängt sich durch die dicht gewachsenen jungen Baumstämme mit vielen kleinen Ästen auf Augenhöhe. „Die ungeheure Menge an Brennholz, die man für die Verhüttung von Erzen benötigte, ließ sich am effektivsten durch Niederwälder beschaffen. Dabei wurden die jungen Buchen- oder Eichenstämme mit zehn bis zwanzig Jahren gefällt, da dieses Holz sich besonders gut verkohlen läßt. Die Stämme treiben an ihren Schnittstellen dann bis zu 8 mal neu aus, so daß sich die Ernte eine Generation später vervielfacht.“ Soweit der Förster, die lebendige Informationsquelle im Wald, die auf jede Frage eine gescheite Antwort weiß.

Antworten geben auch die Informationstafeln des BergbauWanderwegs, der an diesem Hauberg, wie die Niederwälder auch genannt werden, vorbeiführt. Auf 66 Kilometern verbindet er südlich von Stockum und Endorf Plätze, an denen die Folgen des ehemals intensiven Bergbaus in der Region noch zu erkennen sind (siehe auch Wandertips, besonders: „Auf dem BergbauWanderweg“). So wie unweit am Schlubberbruch.

Diese Weggabel ist mit alten Buchen bewachsen. Vor allem ein Exemplar sticht mit seinen Verwachsungen ins Auge. „Hier hat früher eine Köhlerfamilie gelebt und Holzkohle für die Verhüttung hergestellt“, weiß Holger Dreeskornfeld und ist schon wieder im Unterholz verschwunden. Nach kurzer Zeit hat er ganz in der Nähe eine alte Meilerplatte gefunden. Unter Gras und Moos schabt er zielsicher tiefschwarze Kohlereste frei. Etwas später zeigt er auf eine tiefrote Pfütze, ein Hinweis auf Eisen, das aus dem Fels gewaschen wird.

Weitere Beiträge in der redaktionellen Strecke über das „Wassereich Sundern“:

  • Eindrücke aus einer Woche in Sundern
  • Mit einem Bein unter der Erde: Der Bergbau rund um Sundern
  • Jede Menge Landschaft: Portraits der Tallandschaft Altes Testament, des Stockumer Siebengebirges und dem Naturpark Homert.