„Die Welt wird immer kleiner.“ „Wir leben in einer kurzlebigen Zeit.“ Die Sprüche gehen uns locker von den Lippen und wir tun so, als seien es Naturgesetze. Wir fliegen mal kurz nach London zum Shopping und kaufen T-Shirts, Pullis oder Hosen, die nach einem halben Jahr, modisch veraltet, im Müll, bestenfalls im Altkleidercontainer, landen. Outdoor war hier schon immer anders. Dabei war das „Anderssein“ nicht das Ziel, sondern nur das Nebenprodukt des Zieles, möglichst hochwertige und damit dauerhaft verlässliche Produkte herzustellen. Langlebigkeit musste sein, damit man unterwegs keine böse Überraschung erlebte. Neuerdings kommt der Langlebigkeit eine weitere Bedeutung zu. Immer häufiger muss Langlebigkeit als Argument für ein nachhaltiges, umweltfreundliches Produkt herhalten. Was macht Produkte aber langlebig und wie wirkt sich das für die Zukunft aus?

Nur Gutes wird zu Gutem

Während einer Produktionsbesichtigung beim Produzenten von Therm-a-Rest Isoliermatten war ich erstaunt über den technisch doch einfachen Vorgang der Mattenproduktion und fragte, worin denn das Geheimnis läge, dass TAR-Matten soviel besser wären und länger hielten als die Konkurrenzprodukte. Die lapidare Antwort war: „Wir sparen nicht beim Einkauf der Materialien, sondern nehmen das beste Material.“ Andere drücken es drastischer aus: „Man kann aus Scheiße keine Bonbons machen“ – will heißen: was ich vorne hineinstecke, bedingt was hinten rauskommt. Eine einfache Weisheit, die leider oft genug missachtet wird. Da wird manchmal gefeilscht und gepresst, damit die Produktion um zweidollarfünfzig billiger wird. Aber ein etwas billigerer Stoff schafft ein qualitativ billigeres Ergebnis. Dann muss eine Marketing- und Werbekampagne dafür herhalten, um aus einem schlechten oder mittelmäßigen Produkt High-End Ware zu machen oder ein preiswertes No-Name Material zu einem High-End Fabric umzudefinieren. Das kann langfristig nicht gut gehen und nachhaltig ist es allemal nicht.

Leicht geht auch leicht kaputt

Leichtigkeit wird als einer der Megatrends bei Outdoorprodukten gepriesen. Leichter unterwegs bedeute schneller sein, mehr sehen, mehr genießen und mehr Sicherheit. Immer leichtere Produkte werden als unabdingbarer Vorteil hingestellt. Auch das nehmen wir wie ein Naturgesetz einfach hin. Dabei lässt sich auch anders argumentieren. Wer schnell unterwegs ist, sieht meist nicht mehr, sondern weniger, weil die Zeit zum Hingucken fehlt. Und ob schnell zu sein mehr Sicherheit bedeutet, ist ebenso fraglich. Schnell wird mal ein Fehler gemacht, schnell etwas übersehen. Zugegeben, leichter unterwegs zu sein, heißt sicher mehr Genuss. Das muss man aber immer gegen die Haltbarkeit und die Verlässlichkeit abwägen. Lightweight-Ausrüstung hält definitiv weniger aus und wenn das Produkt defekt ist und nicht mehr funktioniert, ist der Genuss schnell dahin. Etwas schwerere und damit stabilere Produkte sind langlebiger, verlässlicher und, in der gegenwärtigen Diskussion, auch nachhaltiger. ...