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Schon Hermann Hesse, geboren in Calw, erkannte die einmalige Lage seiner Heimat. Die Schönheit der Region ist so in die Weltliteratur eingegangen. Doch verbindet mancher bis heute mit dem nördlichen Schwarzwald eher etwas Mystisches und Dunkles. Ob es an der Wortkombination „Nord“ und „Schwarzwald“ liegt? Dabei ist die Gegend geprägt von sehr abwechslungsreichen Landschaftsformen. Zahlreichen Täler mit Mühlen in grünen Auenwiesen, waldreiche Hügel und bizarre Felsformationen, aber auch viele Aussichtspunkte und herrliche Hochplateaus wechseln sich ab.

Und meistens ist es alles andere als dunkel: Hier oben auf 700 bis 900 Meter Höhe ist man der Sonne im wahrsten Sinne des Wortes immer ein Stück näher. Die liebenswerte Gegend mit ihren romantischen Flusstälern und imposanten Höhenzügen lädt ein zum Wandern und entdecken. Die Region Calw liegt nur einen Katzensprung von den Städten Stuttgart, Herrenberg, Pforzheim und Karlsruhe entfernt.  So sind vom Tagesausflug über ein Wochenende bis zum langen Wanderurlaub viele Aufenthaltsvarianten möglich.

Zu Fuß auf Entdeckungsreise  

Die Reise durch den Nordschwarzwald beginnt im südlichen Teil der Region, im Fachwerkstädtchen Altensteig. Das Altensteiger Schloss mit seinen beiden Rundtürmen, die im Volksmund „Himmel“ und „Hölle“ genannt werden und die als Gesamtanlage unter Denkmalschutz stehende Altstadt fehlen in kaum einem Bildband über Baden-Württemberg. Im nahen Zinsbachtal lässt sich wunderbar wandern. Weitab vom Lärm der Großstadt verführt das liebliche Tal zu einer Rast oder einem Picknick mittem im Grünen, mit den Füßen im Bach und der Nase im frischen Wind. Kultur- und Naturfreunde finden auf der Wanderung von Höfen an der Enz nach Neuenbürg einsame Waldlandschaften und steinerne Spuren der Vergangenheit.

Der abwechslungsreiche Weg führt durch das Förteltal auf die Höhe zum Besucherbergwerk Neuenbürg. Letzteres ist das Zentrum eines uralten Bergbaureviers, in dem schon die Kelten Erz abbauten und daraus Eisen schmolzen. Die Frischglück-Grube lohnt einen Besuch, ebenso das Schloss Neuenbürg. Zum Wohlstand hat es auch Neubulach gebracht, vor allem durch seine Schätze unter der Erde. Gruben und Stollen, in denen das silberhaltige Fahlerz abgebaut wurde, sorgten schon im Mittelalter für Reichtum. Seit 1970 ist das Bergwerk „Hella-Glück“ für Besucher erschlossen. Die pittoreske Altstadt ist ein sehenswertes Überbleibsel der Blütezeit des Silberbergbaus.

Naturerlebnis pur

Der Bärlochkarweg bei Enzklösterle führt zu einem außergewöhnlichen Naturphänomen. Während der Eiszeit von einem Gletscher ausgehölt, ist das Kar heute von dichtem Urwald überwuchert. Hier wird die Natur sich selbst überlassen. Bizarre Baumgestalten wachsen in den Himmel, Flechten hängen wie lange Bärte von den Ästen und es riecht nach frischem Moos. Die „Schwäbische Urwaldtour“ im Schwarzwald hält viele spannende Details bereit.

Die Monbachschlucht bei Bad Liebenzell ist ein beliebtes Wanderziel. Romantisch und etwas abenteuerlich geht es am Monbach entlang. Der hat sich im Lauf der Jahrtausende tief ins Gestein gegraben und hinterlässt rund geschliffene Felsen, die moosgrün im Sonnenlicht schimmern. Eine weitere Schlucht – die Wolfsschlucht bei Hirsau – ist kaum bekannt und gilt unter Wanderern als Geheimtipp. Sie ist wild und ursprünglich, hier haben Wanderungen fast alpinen Charakter. Wildromantisch, aber auch gemütlich geht es durch die Fuchsklinge. Ein einsamer Pfad durch lichten Mischwald schlängelt sich hier entlang des Tälesbachs in Richtung Hirsau.

Gute Luft und gutes Wasser

Besonders bekannt ist die Region Calw durch ihre traditionsreichen Bäder. Wegen des heilkräftigen Wassers reisten schon früh Fürsten und Herzöge an, um aus den Quellen zu trinken und sich im warmen Wasser zu erholen. Auch in den Bäderorten gibt es ganz fantastische Wanderwege. Allein schon der Weg von Bad Herrenalb zum aussichtsreichen Bernstein ist eine Reise wert. Der Blick vom Bernstein reicht bis ins Murgtal, zur Hornisgrinde, zum Fremersberg bei Baden-Baden, in die Rheinebene und an klaren Tagen bis in die Vogesen und die Pfalz. Eine Wanderung rund um Bad Teinach-Zavelstein ist besonders im frühen Frühling zur Krokusblüte, über die schon Hesse schrieb, ein besonderes botanisches Highlight. Wer von Kaltenbronn auf 900 Metern Höhe nach Bad Wildbad wandert, kommt am einmaligen Wildseemoor vorbei.

In Bad Wildbad lohnt der Besuch des Palais Thermal. Dem liebevoll restaurierten Erlebnis- und Saunabad eilt der Ruf voraus, eines der schönsten Bäder Europas zu sein. Vom Hochplateau in Dobel auf über 700 Meter kann man herrlich ins Eyachtal hinabsteigen. Das Eyachtal wurde von einem eiszeitlichen Gletscher in den Buntsandstein geformt. Im quellfrischen Wasser der Eyach fühlen sich Forellen ausgesprochen wohl. Die Eyach ist ein Musterbeispiel für die Reinheit der Flüsse im Nordschwarzwald. Zahlreiche Sägemühlen gab es einst in den vielen Flusstälern, egal ob an Nagold, Enz, Teinach oder Eyach. Heute sind viele Mühlen das Ziel hungriger Ausflügler. Die Petersmühle bei Enzklösterle etwa bietet frische Forellen zum Kauf, spezielle Wandermenüs gibt’s in der Eyachmühle. Ein besonders klares Wasser ist auch das „Schwarzwälder Kirschwasser“ – aber Vorsicht, hochprozentig!  ...