Dann schlossen die meisten Hütten. Wirklich gut steht nur noch die Dillinger Hütte da. In diesem Jahr feiert sie ihr 325-jähriges Bestehen. Und darf sich Weltmarktführerin bei den Blechen ab 5 Millimeter nennen. Das ist doch etwas!

Aber um diese Art von Hütten soll es nicht gehen. Sie halten ja nicht das Eisenhütten-Magazin in Händen, sondern das Wandermagazin. Also rede ich heute von Wanderhütten. Aber nicht von Hütten des Saarwaldvereins. Die gibt es auch. Nein, ich rede von den Hütten des Pfälzerwald-Vereins, kurz PWV. Die Pfalz ist zwar nicht das Saarland, aber historisch gesehen schon ein wenig. Die Gegend um St.Ingbert und Homburg war ehedem bayerische Pfalz. Und da Wandervereine naturgemäß extrem traditionsbewusst sind, gelten auch im Pfälzerwald noch die alten Grenzen.

Jetzt muss man sagen, dass die Dichte der Hütten um St. Ingbert herum gigantisch ist. Ich rede hier nicht von kleinen zugigen Holzhäuschen im Wald, in denen man sich mal kurz regensicher aufhalten kann und seine Stulle aus der Alufolie wickelt. Nein, ich rede von bewirtschafteten Hütten. Keine unternehmerischen Gastronomiebetriebe, sondern ehrenamtliche – Stichwort Hüttendienst – Wandervereinshütten.

Kürzlich war ich in der Wanderhütte am Großen Stiefel oberhalb von St. Ingbert. Es gibt auch einen Kleinen Stiefel (ohne Hütte), die beiden Berge haben einfach unterschiedliche Schuhgrößen. Die Stiefel-Hütte, im Volksmund De Schdiwwel genannt und unter diesem Namen auch im Internet zu finden, ist wunderbar idyllisch am Gipfel des Großen Stiefels gelegen, und nur zu Fuß zu erreichen. Von der Handvoll Wanderern, die ich an einem klirrend kalten Mittwochnachmittag im Schdiwwel antraf, lernte ich folgende goldene zehn Hütten-Regeln:

  1. Hütten, die über einen Parkplatz verfügen, sind verpönt („Wahrscheinlich führt auch zum Schdiwwel irgendwann eine Autostraße, aber dann liege ich schon unter der Erde. Gott sei Dank!“).
  2. In einer Hütte gilt immer Selbstbedienung.
  3. Die meisten Hütten haben nur eingeschränkte Öffnungszeiten. Der Schdiwwel zum Beispiel hat nur an Sonntagen und am Mittwochnachmittag vier Stunden geöffnet. (Dann haben Ärzte ja auch zu!)
  4. Diese vier Stunden reichen gerade aus, mit dem Kachelofen den Raum aufzuheizen. Wenn es warm geworden ist, wird die Hütte abgeschlossen.
  5. Trotz gefrorenem Atem fühle ich mich wohl bei Weizenbier und Kerzenschein. Das Wort „urgemütlich” ist zwar reichlich abgeschmackt, trifft es aber durchaus.
  6. Über eine andere Hütte, die hier nicht erwähnt werden soll, wurde abgelästert. „Da gehe man nicht mehr hin. Die hatten doch tatsächlich Tellergeld für selbst mitgebrachte Speisen verlangt. NIE MEHR WIEDER IN DIESE HÜTTE.“ Na ja, jener Hüttenpächter hatte eben das alte bayerisch-pfälzische Biergartengesetz nicht beachtet, nach dem zwar die Getränke beim Gastwirt gekauft, aber die Vesper selbst mitgebracht wird.
  7. Im Schdiwwel wurde auch über eine andere Hütte hergezogen, die sich nicht auf der aktuellen Wanderkarte einzeichnen lassen wollte. „Ist es zu glauben, die haben tatsächlich gesagt, dass sie dort nicht JEDEN willkommen heißen wollen.”
  8. Im Schdiwwel lungerten zwei Hunde herum. Die haben gar nicht gebellt, auch nicht, als ich hereinkam. Ich habe einen sogar kurz gestreichelt. Und – ein Wunder – meine Hand ist immer noch dran.
  9. Sogar ein Premiumweg verbindet fünf der Hütten in der Nähe von St. Ingbert. Der Name des Premiumweges: „Hüttenweg”, ist doch klar. Die Hütte am Schdiwwel ist leider nicht dabei. Schade!
  10. Und die zehnte und letzte Hüttenregel lautet: Wandere niemals, wirklich niemals, an einer bewirtschafteten Wanderhüte vorbei, ohne einzukehren.

Wider das Wanderhütten-Sterben! Merke: Die Wander-Hidd ist echt ein Hit!