Im Frühjahr betört bereits der Duft der großen Magnolienblüten, wenn es noch nicht so viel Konkurrenzangebote für die Nase gibt. All dies steigert das Vergnügen, sich in einem solchen Garten aufzuhalten, durch ihn zu schlendern, hier und da zu verweilen – kurz: einen historischen Lustgarten zu erleben. Im Gegensatz zu einem Nutzgarten dient ein solcher Garten ausschließlich dem Genuss und der Zerstreuung.

 

Barocke Gartenarchitektur

Trotz aller Freude an der „Anarchie“ und dem Überschwang an Farben, Formen und Düften liegt dem Ganzen doch eine strenge Ordnung zugrunde. Symmetrisch und auf einen Punkt ausgerichtet musste die Pracht der Gartenanlage schon sein! Ein Blick von einer Schlossterrasse macht es deutlich: Die Achsen einer solchen Anlage laufen im Mittelteil des Schlosses zusammen, dort wo sich der Prunksaal des Hausherrn befindet. Zur Ausstattung des Gartens wie des Schlosses gehören Skulpturen, die auch im Grünen wohlbedacht platziert wurden. Sie erzählen von Göttern und antiken Helden, von Tugenden oder – wenn es exotisch, zum Beispiel chinesisch wird – von fernen Kulturen. Die Beschäftigung mit der Gedankenwelt vergangener Zeiten macht einen „harmlosen“ Gartenbummel auf diese Weise auch zu einer kulturellen Zeitreise.

 

Der englische Landschaftspark

Ganz anders erscheint dagegen die Gartengestaltung, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England aufkam und bald auch auf dem Kontinent zur großen Mode wurde. Auf den ersten Blick hat hier der Mensch nicht ordnend eingegriffen und nicht alles nach Plan arrangiert. Doch dieser Eindruck täuscht! Wenn auch der Englische Landschaftspark mit seinem Wechsel von Rasenflächen, Strauch- und Baumgruppen sowie wenigen Blumenbeeten „naturnah“ daherkommt, so ist hier doch nichts dem Zufall überlassen. Selbst die Umgebung eines solchen Parks wurde durch sogenannte Blickachsen miteinbezogen: Schneisen durch die Baumbestände lenken das Auge auf Blickpunkte in der Ferne, auf eine Bergspitze, eine Kirche, ein in die Landschaft gesetztes Tempelchen oder gar eine künstliche Ruine.

 

Gemüse dekorativ

Auch dem kleinen Nutzgarten schenkte man einst viel Aufmerksamkeit und sah in seiner Anlage mehr als nur eine Ansammlung von Gemüse- und Blumenbeeten, sondern auch einen Ort der Beschaulichkeit. In den Klosterund Bauerngärten, die heute wieder gepflegt werden, zeigt sich diese Verbindung des Nützlichen mit dem Schönen. Weniger ums Nützliche als vielmehr ums Ästhetische ging es in den Schlossgärten: Dort setzte man einige Gemüsearten als Zierpflanzen, wie den attraktiven gelboder rotstieligen Mangold. Und sogar die Kartoffelpflanzen hielten bereits vor der Knollennutzung erst einmal wegen ihrer farbigen Blüten in den Blumenbeeten barocker Schlossgärten Einzug.

 

Blumensprache

Ein rekonstruierter Burggarten gibt Einblicke in die Heilund Kochkunst, aber auch in die Pflanzensymbolik weit zurückliegender Jahrhunderte. „Sag’ es durch die Blume“, diese Symbolik bot schon dem Ritter und seinem Burgfräulein eine unmissverständliche Kommunikation. Ein Sträußchen Glockenblumen verriet, dass die Herzen im gleichen Takt schlugen. Die Rose als Zeichen der Liebe kennt man heute noch. Diese Sprache der Blumen ist uns erhalten geblieben – auch wenn wir vieles davon heute nicht mehr verstehen.

 

Moderne Gartenparadiese

Gartenarchitektur zur Beseitigung von Kriegsschäden, als Teil der Stadtplanung, zur Verbesserung der Infrastruktur und als Imagepflege – das waren alles Gründe, nach dem Zweiten Weltkrieg aus der bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Tradition der Gartenschauen in der jungen Bundesrepublik Deutschland die Bundesgartenschau ins Leben zu rufen. Alle zwei Jahre wird sie seit 1950 veranstaltet. Als „Ableger“ entstanden die Landesgartenschauen, die vorbildhaft zur Verbesserung des Wohnumfelds beitragen sollen. Sie zeigen u.a. gärtnerische Experimente und bieten Anregungen für den Hausgebrauch.

 

Zusätzlich im Heft:

"Königlicher Ferienspaß" - der Landschaftsgarten "Luisenburg" im Fichtelgebirge bei Wunsiedel