Die 85 Kilometer lange südliche Etappe des Rundwegs ist seit 2006 neu ausgebaut und gut beschildert. Die letzte Eiszeit hinterließ hier die wellige Hügellandschaft einer Endmoräne. Reste riesiger Gesteine, die die Gletschermassen mit sich rissen, sind als Dornenstein am Strom, als Großer Stein am Großen Küstrinsee oder als Verlobungsstein im Boitzenburger Tiergarten zu bestaunen. Am Radweg wechseln sich sanfte Steigungen mit leichten Abfahrten ab. So bleibt das Radeln abwechslungsreich, ohne allzu anstrengend zu sein.

Auenland

Bis Templin fahre ich quer durch den Naturpark Uckermärkische Seen. Seine 895 km2 große Fläche ist zur Hälfte bewaldet. Naturnahe Buchenwälder mit Traubeneiche, Winterlinde und Bergahorn wachsen im Norden und breiten im Frühjahr einen Blütenteppich voller Annemonen, Leberblümchen und stellenweise Lerchensporn aus. Im Süden dominiert die Kiefer. Menschen trifft man im Naturpark eher selten, mit nurca.22 Einwohnern pro qkm zählt dieses zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Deutschlands. Wenige Kilometer weiter liegt das Biosphärenreservat Schorfheide – Chorin.

Die Entstehungsgeschichte des Schutzgebietes, die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt sowie das Leben und Arbeiten der Menschen im Einklang mit Landschaft und Natur werden im NABU-Erlebniszentrum Blumberger Mühle dargestellt. Mittlerweile ist es spät geworden, dabei liegen noch einige Kilometer vor mir. Der Weg endet im Nationalpark Unteres Odertal, auch hier umfängt mich faszinierende Natur. Für einen Besuch im Nationalparkhaus Criewen reicht die Zeit leider nicht mehr, langsam wird es kühler, und über den Flussauen liegt leichter Nebel. Ich muss wohl noch einmal wiederkommen, um alles zu entdecken.

Tierisch

Am nächsten Tag radle ich auf dem Oder-Neiße-Radweg im Nationalpark Unteres Odertal. Entlang der Oder, vom Oderbruch ab Hohensaaten bis Mescherin/Staffelde, kann sich die Natur ohne menschliche Eingriffe frei entfalten. Flora und Fauna des Nationalparks sind atemberaubend – allein 301 verschiedene Spinnen soll es hier geben. Eine Zebraspinne hat es mir besonders angetan – im Nationalparkhaus in Criewen habe ich über sie gelesen, und nun mache ich mich in freier Natur auf die Suche nach ihr. Das ist natürlich ein wenig blauäugig, stundenlang könnte man zwischen Gras und Büschen lauern – die Natur zeigt sich schließlich nicht auf Bestellung.

Einige Kilometer später hilft dann der Zufall etwas nach. Zwar ist es nicht meine Spinne, die ich vor die Linse bekomme, aber ein Wießstorch, der majestätische Kreise über der Flussaue zieht. Tags darauf begegne ich sogar einem Storchenbaby. Im Wald, zwischen Lychen und Himmelpfort, betreibt der Verein Aquila, Arbeitsgemeinschaft zum Schutze wildlebender Greifvögel und Eulen Woblitze.V., eine Vogelschutzstation. Dort werde ich von einem freundlichen Pfleger überraschend zur „Raubtierfütterung“ eingeladen. Mit dieser flauschigen Begegnung habe ich bei der Planung der Radtour nicht gerechnet. Aber die Uckermark ist eben immer für eine Überraschung gut.

im Heft finden Sie zudem drei ausführliche Tourentipps:

  • Radfernweg Berlin-Usedom: Von Joachimsthal bis Prenzlau
  • Oder-Neiße-Radweg: Von Angermünde nach Stolpe und Tantow
  • Uckermärkischer Radrundweg: Von der Havel zur Oder