Die Ankunft des Frühlings

Lang und kalt war zum Beginn des Jahres 2009, aber Ende März war es dann so weit: Sonne und angenehme Temperaturen verlangten geradezu nach einer großen Wanderung. Von Laufen nach Schwäbisch Hall, hoch über dem Kochertal und durch die entlegenen Täler seiner östlichen Zuflüsse – ich darf gestehen, die wintermüden Wanderfüße quietschten vor Vergnügen. Meinen Mitwanderern erging es ähnlich. Es folgten herrliche Erlebnisse. Ganz versteckt in den Limpurger Bergen, in einem wiesenreichen Tal und natürlich an einem Bach fanden wir die Hammerbacher Mühle. Solche stillen und idyllischen Fleckchen gibt es mehrfach im Hohenloher Land. Aber hier ist zu dieser Jahreszeit doch etwas Besonderes zu beobachten und erleben. Kurz nach der Schneeschmelze sind die Wiesen mit einem weißen Schleier bedeckt. Beim Nähertreten erkennt man tausende Märzenbecher, die auch als Frühlingsknotenblumen bezeichnet werden. Die edle und vollkommen geschützte Pflanze unterscheidet sich vom häufigeren Schneeglöckchen durch die becherförmigen Blüten mit den charakteristischen, gelben Flecken. Natürlich war hier eine kurze Rast angebracht. Die Mühle (neben einem Campingplatz gelegen) bietet Versorgung mit Getränken.

Wolkenkratzer auf den Limpurger Bergen

Ehrlich, man könnte den neuen Turm auf dem Altenberg sprichwörtlich als „Wolkenkratzer“ bezeichnen. Wanderer werden sich freuen, dass der Turm immer geöffnet hat. Beeindruckend sind auch die vielen Namen der Spender, die den Bau des gewaltigen, aber auch architektonisch sehr gelungenen Bauwerks erst möglich gemacht haben. Knapp 600 m erhebt sich die Plattform über dem Meeresspiegel. Die Aussicht ist für ein Mittelgebirge dieser Höhe geradezu spektakulär. Auf Tafeln sind alle markanten Punkte der umgebenden Landschaften erklärt. Eine solche Fernsicht bietet noch viel mehr: Sie gleicht einer Reise in vergangene Wandererlebnisse und weckt Sehnsucht nach weiteren Wanderfreuden, die nicht unerfüllbar sind.

Es blüht im Wald tief drinnen die blaue Blume fein...

Das schrieb ein romantisch veranlagter Dichter um 1911. Nach der Vertonung 1912 wurde und wird das Lied bis heute oft gesungen. Seither ist die „blaue Blume“ ein Symbol für das Wandern und für die Romantik. Wer an einem schönen Frühlingstag z. B. im Adelbachtal bei Gaildorf wandert und die leuchtend blauen Leberblümchen am Boden des lichtdurchfluteten Waldes sieht, denkt vielleicht an dieses Lied und ist fest überzeugt, die besungene Blume gefunden zu haben. Die Leberblümchen sind anspruchsvoll und wachsen nur auf kalkhaltigem Boden. Die geschützte Pflanze hat im Muschelkalkgebiet des Hohenloher Landes einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte in Baden–Württemberg.

Kultur am Kocher

Wie eine trutzige Festung überragt die Comburg das Kochertal. Die Türme stammen von einer Burg aus dem 11. Jahrhundert. Die Zinnen erinnern an den Kopfschmuck gekrönter Häupter. Sie sind das bleibende Zeugnis einer Zeit, in der Jesus als Christkönig und Herr der Welt gesehen wurde. Benachbart schmiegt sich tief im Tal der historische Teil von Schwäbisch Hall an das Ufer des Kochers. Durch das Areal der ehemaligen Landesgartenschau gelangt man auf schönen Wegen in die Stadt. Die mittelalterliche Stadt wurde durch einen verheerenden Brand im 17. Jh. weitgehend vernichtet. Der Wiederaufbau erfolgte im Barockstil. Der Marktplatz gehört zu den beeindruckensten Ensembles in Deutschland. Auf der Freitreppe vor der Michaelskirche finden überregional bekannte Theateraufführungen statt.

Der schönste Fachwerkbau im Hohenloher Land

Wo das ist? Es ist das Schloss in Gaildorf. Es war für Jahrhunderte die Residenz der Schenken von Limpurg, deren Name auf eine höfische Tradition zurückgeht. Nur Schenken durften bei der Krönung des Deutschen Kaisers diesem den Wein in einem besonderen Becher reichen. Einer dieser Schätze befindet sich noch im hiesigen Schloss-Museum. Die Limpurger Schenken waren aber nicht nur angesehen, sondern auch reich. Ihr weitgehend vom Wald bedecktes Territorium lieferte das Holz für die Salzsieder in Schwäbisch Hall, die aus dem Verkauf des begehrten Geschmacks- und Konservierungsstoffes das nötige Geld erlösten. Einst verliebte sich Schenk Erasmus in ein bürgerliches Mädchen. Als er lange verreist war schrieb er ihr „sie solle guter Dinge sein“, worauf sie antwortete: „Mit wem ...?“. ...

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Weitere Reportagen zum Titelthema Deutschlands schöne Wanderwelten in diesem Heft: Danke, liebe Eiszeit: Wanderland Uckermark Einladung zur Leserwanderung des Wandermagazins auf dem Kocher-Jagst-Trail (Hohenlohe) Raus aus dem Alltag: Todtmoos und Bernau im Südschwarzwald Wandern wie im Märchen: Der Hegau Wildnis, Wein und Abenteuer: Der Saar-Hunsrück-Steig WeinKulturLand Mosel Willinger Naturerlebnis Natur hautnah auf dem Rothaarsteig