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Unter dem Namen der „Bonshomes“ bzw. der „Guten Menschen“ wurden zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert die in Südfrankreich lebenden Katharer bekannt. Diese waren Vertreter einer christlichen Bewegung, die eine Rückkehr zu den Wurzeln des Glaubens und eine bescheidene Lebensweise propagierte. Gleichzeitig kritisierten sie den opulenten Lebensstil und die Korruptheit der hohen Vertreter der Katholischen Kirche, welche die „Guten Menschen“ zunächst durch die Kreuzritter und später durch die Inquisition verfolgen ließ. Im März 1244 erlitten 225 von ihnen den Tod durch Verbrennung auf dem Scheiterhaufen in den Mauern ihrer gefallenen Festung Montsegur, die zu dieser Zeit der heimliche Hauptsitz der Katharerkirche in Okzitanien war. Im Zuge der immer härter werdenden Verfolgung flohen viele Katharer über die Pyrenäen und fanden Zuflucht im Hoheitsbereich katalanischer Adeliger, wo ihre Lehre auf fruchtbaren Boden fiel. Die Spuren ihres Wirkens sind bis heute in den historischen Dörfern, Kirchen und Festungen der Pyrenäen sichtbar.

Von der Metropole Barcelona ins stille Herz der Pyrenäen

Was einst für die Katharer ein entbehrungsreicher Marsch mit ungewissem Ausgang war, ist heute eine der schönsten grenzüberschreitenden Pyrenäenrouten. Der „Weg der Guten Menschen“ folgt dem rot-weiß markierten Fernwanderweg GR 107 und bietet mit seinen Unterkünften und Gasthäusern eine komfortable Wanderinfrastruktur. Wer die Kultur und Landschaft der Pyrenäen in ihrer ganzen atemberaubenden Vielfalt erkunden möchte, ist hier genau richtig. Besonders reizvoll ist es,  die Wanderung durch die geheiminisvolle Stille und Weite der Pyrenäenlandschaften mit einem Städtetrip ins quirlige Barcelona zu verbinden. Der Startpunkt des auf katalanischer Seite vier Tagesetappen umfassenden Weges, der mittlere Anforderungen an Kondition und Trittsicherheit der Wanderer stellt, ist von der Mittelmeer-Metropole gerade einmal eine Stunde entfernt.

Durch die Gebirgsdörfer des Berguedà

Das mittelalterliche Städtchen Berga ist Hauptstadt des Landkreises Berguedà in der Provinz Barcelona. Von hier aus führt ein Wanderweg zum auf 1.200 m Höhe gelegenen Santuari de Santa Maria de Queralt, einer kleinen Kirche, die aufgrund ihrer einzigartigen Lage und der unvergleichlichen Weitblicke über den Berguedà auch der „Balkon Kataloniens“ genannt wird. Dort beginnt die erste und übrigens auch anstrengendste Etappe des Weges, deren Ziel Gósol ist. Das einsam in der Sierra de Cadí gelegene Bergdorf mit der ehernen Festung war im 13. Jahrhundert beliebter Zufluchtsort der Katharer und eine Zeitzeugin berichtete, dass es damals in Gósol, „kaum eine Herberge gab, in der keine Häretiker wohnten“. Wer verborgen vor den Augen der Welt in der Stille der Berge leben wollte, war in Gósol genau richtig. Dessen waren sich nicht nur die Katharer und in späteren Jahren die Pyrenäen-Schmuggler bewusst, auch Pablo Picasso suchte im Sommer 1906 gemeinsam mit seiner Gefährtin Fernande Olivier hier Zuflucht vor Lärm und Hektik der großen Städte. Am Ende des Sommers hatte er Bilder gemalt und Studien betrieben, welche die Entwicklung der Kunstgeschichte entscheidend beeinflussen sollten.

Gebirgsidylle und lebendiges Mittelalter

Die zweite Etappe des Weges führt von Gósol ins Tal des Flusses Bastareny zum historischen Dorf Bagà, dessen mittelalterliche Architektur bis heute praktisch vollkommen erhalten ist. Die Katharer lebten unter dem Schutz der hier ansässigen Barone von Pinós, von denen bekannt ist, dass sie mehrmals ihre „ketzerischen“ Untertanen aus den Händen der Inquisitoren befreiten, obwohl sie den Lehren der Katharer nicht zugeneigt waren. Von Bagà führt die dritte Etappe des Weges nach Bellver de Cerdanya, gegründet im 13. Jahrhundert und über lange Zeit ein Knotenpunkt unterschiedlicher Grenzrouten. Das idyllisch in den waldreichen Gebirgslandschaften gelegene Dörfchen hütet zahlreiche Legenden und Geschichten aus alter Zeit und inspirierte im Sommer 1860 den vielleicht bekanntesten Literaten der spanischen Romantik, Gustavo Adolfo Bécquer, zu einer schauerlich-schönen Erzählung.

Grenzüberschreitungen

Von Bellver führt die vierte und letzte Etappe des Weges der Guten Menschen in Katalonien über Castellbo nach Porta (La Cerdanya). Die Bewohner Castellbos erwiesen sich im 13. Jahrhundert als treue Diener ihrer adeligen Herren, welche den Katharern Schutz versprochen hatten – und steinigten eines Tages den bekannten Inquisitor Pere de Cadireta, was ihnen den bis heute gern gebrauchten Spitznamen „matasantos“, „Heiligentöter“ einbrachte. Durch das unbesiedelte Grenzland führt der Weg der Guten Menschen schließlich ins französische Gebiet der Ariège Pyrenäen und auf weiteren vier Etappen zu den altehrwürdigen Festungen Montsegur, Roquefixade und Foix, jenen Orten im alten Okzitanien, an denen die Fluchtroute der Katharer ihren Ausgangspunkt nahm. 

 


Der „Weg der Guten Menschen“ verläuft auf der Strecke des Europäischen Fernwanderweges GR 107. Der Wanderweg stellt mittlere Anforderungen an Kondition und Technik und ist somit für fitte Wanderer jeden Alters geeigent. Die Varianten per Mountainbike und Pferd sind hingegen als schwer einzustufen und nur erfahrenen Bikern / Reitern zu empfehlen. 
Die komplette Route auf katalanischer Seite umfasst vier Etappen, selbstverständlich können auch ausgesuchte einzelne Wegstrecken erwandert werden. 

 


INFO:
Ausführliche Infos gibt es unter www.camidelsbonshomes.com
Weitere Infos zur Provinz Barcelona unter www.barcelonaismuchmore.com