Natürlich haben die guten Wilden, die unbesehen für jede Waschmittelwerbung unter Vertrag genommen werden könnten, nur darauf gewartet, dass ein hochgewachsener Blonder mit blauen Augen auf den Plan tritt, der sie und ihre hehre Kultur vor der Ausrottung durch das Böse rettet. Schließlich ist das „typisch Indianische“ letztlich nichts anderes als die ideale Gegenwelt zur Realität der westlichen Zivilisation, die im moralischen Verfall begriffen ist. Deshalb gehört die indianische Kultur gerettet! Der weiße Held der Stunde heißt Old Shatterhand, sein roter Bruder ist der legendäre Winnetou.

Begegnung mit einem Mythos

Wie kann man diesen beiden Helden der Filmgeschichte mit so zynischen Zeilen begegnen? Die Antwort ist einfach: Man kann nur dann, wenn man diese Filme aus den 1960er-Jahren zu spät im Leben sieht. Dem abgeklärten Auge des Erwachsenen halten die Karl May-Verfilmungen nicht stand. Wer den „Schatz im Silbersee“ und all die anderen Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand als Kind sah, der ist einem Mythos begegnet. Manchmal ist dieser Mythos prägend für das ganze Leben.

Nicht nur in Filmforen und auf Youtube gestehen erwachsene Männer, dass ihnen bis heute die Tränen in den Augen stehen, wenn sie Winnetous Sterbeszene, die übrigens in den höchst fotogenen Bergen von Tulove Grede in Kroatien gedreht wurde, wieder einmal ansehen. Einer meiner Gefährten auf dieser Reise auf Winnetous Spuren gibt die Anekdote zum Besten, wie seine Mutter eines Tages die Schallplatte mit dem Winnetou-Hörspiel an sich nahm, die seitdem nie wieder gesehen ward. Der Grund: Der Achtjährige hatte sich in der Sterbeszene quasi „verfangen“, hörte sie wieder und wieder, und weinte von Wiederholung zu Wiederholung hysterischer.

Orte der Sehnsucht

Irgendwann einmal war Winnetou eine Welt. Eine Welt, in der Gut und Böse klar voneinander zu unterscheiden waren und in der die guten Helden durch eine erhabene Landschaft, von unvergesslicher Schönheit ritten. Wenn der jugendliche Karl May-Fan altert, entdeckt er die Schwächen der Winnetou-Filme – aber die Landschaft und ihre Helden haben Gravuren in seiner Seele hinterlassen. Unter Umständen werden die Berge von Tulove Grede mit ihrem jähen Faltenwurf, der in einer Gebirgsschlucht mäandernde Zrmanja, der rote Stein von Paklenica, die gewaltigen Wasserfälle und verwunschenen Seen von Plitvice zu  Orten der Sehnsucht, die man immer wieder und wieder aufsuchen muss.
Die Landstraße nach Tulove Grede wird durch eine Mauer aus groben Steinen vor den Windböen des Bora geschützt. Hier ruht in einer eisernen Kassette das Karl May-Fanbuch (Band 5!), in dem die Winnetou-Pilger ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. „An dieser Stelle, die uns unvergessen bleibt und uns zurückversetzt in unsere Indianerträume“, steht da zum Beispiel. Es gibt auch Belege, für Wiederholungstäter: „Auch in diesem Jahr wieder – die Moppelapachen aus Freiburg“. ...

 


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