Nachhaltigkeit ist das Werbe- und Marketinggebot der Stunde. Die Schlagworte  dabei lauten „Verantwortung“, „Zukunft“ und „Grün“. Dazu möglichst die Farben Grün und Himmelblau nutzen und die Aussagen durch eine freundliche Bebilderung mit Bäumen, Sonne, Wasser und weißen Wolken abrunden. Fertig ist die nachhaltige Werbeaussage. So werden aus 28 % fossilem Strom und 16 % Atomstrom bei der Firma Lekker-Energie zu 100 % Ökostrom oder aus Michelins Reifen Energy Safer die passenden Ökoreifen am Auto, die man dann beruhigten Gewissens fahren soll – sogar an einem tonnenschweren Geländewagen.

Das Spiel mit dem Anschein

Das Spiel hat einen Namen: Greenwashing. Man darf diesen Begriff wörtlich nehmen. Mit Greenwashing wird ein Vorgang, ein Prozess, eine Aktion, eine Idee oder ein Produkt grün, also ökologisch geliftet oder nachhaltig gemacht, und zwar durch „eine gezielte medienwirksame Vermarktung“, wie es bei www.klimawandel-global.de heißt ohne es auch im Kern zu sein. Greenwashing tritt gerne in Verbindung mit einem anderen Begriff auf: Corporate Social Responsibility (CSR Unternehmerische Gesellschaftsverwantwortung). Dabei handelt es sich leider noch sehr häufig um eine Mogelpackung.

Märchenstunden

Im Buch „Ende der Märchenstunde – Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt“ nennt Kathrin Hartmann CSR „nichts anderes als Krisen-PR und eigentlich Greenwashing“. Beides seien Instrumente der Verschleierung. Vor allem die Flut an Nachhaltigkeits- und CSR Auszeichnungen kritisiert sie als einen simulierten Wettbewerb um Anständigkeit und Unternehmensethik, die fast ausschließlich unter Beteiligung von Industrievertretern vergeben würden. Der BUND Freiburg spricht sogar von „Zertifizierungswahn“. Vor allem die Bewertungsmaßstäbe des betrieblichen Umweltschutzes „Eco-Management and Audit-Scheme“ (EMAS), aber auch die Norm ISO 14001 stehen massiv in der Kritik. Sie werden von Kritikern gerne als peinliches und verlogenes Umweltzertifikat und massive Konsumententäuschung bezeichnet, bei denen es nicht um das Wohl der Umwelt, sondern um die satten Gewinne der Zertifizierer und einer sich selbst erhaltenden Zertifizierungsindustrie ginge. Als Beispiele  für derart harsche Kritik  nennt der BUND z.B. die EMAS Zertifizierung für die alten Atomkraftwerke Isar 1 und Isar 2, die Urananreicherungsanlage Urenco, den Chemiestandort Lanxess in Marl oder den neuen Flughafen München. Alle diese Projekte stünden, so die Kritik, in keiner Weise für ein verändertes, ökologischeres Unternehmertum. ...