Meine kleine Tochter liebt es, im Wald zu spielen, über Wurzeln und Baumstämme zu klettern und Blätter und Stöckchen in Pfützen oder im Bach schwimmen zu lassen. Aber gehen – also ich meine vorwärts in die Richtung, die ich mir ausgeguckt habe? Fehlanzeige! Wandern mit Kleinkindern – für mich ist das bislang ein schöner Traum geblieben. 

Um des lieben Friedens willen könnte ich jetzt natürlich die Wanderschuhe für’s erste an den Haken hängen. Aber diese Lösung überzeugt mich nicht. Alternativ dazu könnte ich mich darauf besinnen, dass ich hier die Autoritätsperson bin, und meine Tochter meinen Wünschen Folge zu leisten hat. – „Wir laufen jetzt hier weiter, WEIL ICH DAS SO SAGE! Wandern macht Spaß! Grrrr!!!!“ 

Klingt irgendwie nach absurdem Theater. Darüber hinaus, so viel ist klar, wäre das der sicherste Weg, uns beiden den gemeinsamen Spaß am Wandern nachhaltig zu verderben. Also suche ich nach einer intelligenten Lösung – und befrage Leute, die etwas davon verstehen.

Let’s go!

Meine erste Anlaufstelle ist der Deutsche Wanderverband. Dort wird mir Anne-Christine Elsner als Expertin für meine Fragestellung empfohlen. Sie ist Koordinatorin des Projekts ‑„Let’s go – Familien, Kids und Kitas“. In diesem Projekt, das im Herbst 2016 angelaufen ist, arbeiten Orts- und Familiengruppen von Wandervereinen mit Kitas zusammen, um Kindern zwischen drei und sechs Jahren das Wandern schmackhaft zu machen. Mit Erfolg. Eine Orberelsbacher Kitagruppe hat es in nur drei Monaten auf insgesamt 100 Wanderkilometer gebracht und sich damit das Deutsche Wanderabzeichen in Bronze verdient. 

Sie tun es freiwillig ...

„Tun die Kinder das tatsächlich freiwillig?“, frage ich. Frau Elsner nickt lachend und macht im gleichen Atemzug meine Hoffnung darauf zunichte, dass das Wanderproblem meiner dreijährigen Tochter einfach nur eine Altersfrage ist: „In altersgemischten Gruppen laufen oft auch schon Kinder ab zwei Jahren kurze Strecken von wenigen Kilometern mit. Das klappt überraschend gut, die Kleinen wollen dann in der Regel mit den Größeren mithalten und laufen zu Höchstform auf.“ 

Volles Programm

Weiter geht’s im Heft, Ausgabe 195/2017

Davon abgesehen gebe es natürlich noch eine ganze Menge weiterer Elemente, welche die im Rahmen des Projekts durchgeführten Wanderungen für Kinder zu spannenden Erlebnissen machen: Die Wege sind abwechslungsreich, enthalten viele Möglichkeiten zum Balancieren, Klettern und Spielen. Außerdem wird reichlich Zeit eingeplant, in der die Kinder auf eigene Faust die Umgebung entdecken, erforschen und begreifen können. Ein leckeres Picknick an einem Ort, der zum Spielen einlädt, gehört natürlich auch dazu. Oft begleiten auch „Natur-Experten“, z. B. ein Förster oder ein Landwirt, die Wandergruppe und lenken die Aufmerksamkeit der Kinder auf spannende Details. Und dann gibt es natürlich noch die Bewegungsspiele. Sie geben den Wanderungen nicht nur einen Rahmen, sondern kommen spontan auch dann zum Einsatz, wenn die Kinder einen Wegabschnitt nicht ganz so spannend finden. ...