Endlich Urlaub und dann das: krank. Die Tour in die Berge ist seit Wochen geplant, die Vorfreude auf den Wanderurlaub fast ins Unermessliche gestiegen und dann macht sich ein Kratzen im Hals bemerkbar, ein Nieser mehr als gewöhnlich, ausgerechnet jetzt! Kann ich mit Erkältung trotzdem wandern gehen?

Eine geplante Tagestour lässt sich noch relativ leicht auf einen anderen Tag verschieben. Bei einer mehrtägigen Wanderung sieht das anders aus. Quälender als die körperlichen Symptome ist das Gedankenkarussell um Fragen wie: Ist es ok, trotzdem loszugehen? Kann ich die gebuchten Unterkünfte stornieren? Oder geht es mir sogar besser, wenn ich draußen bin, statt auf der Couch zu liegen?

Ehrlich sein

Auf die Warnzeichen des Körpers zu achten und sie ernst zu nehmen, ist wichtig. Krank aufbrechen ist in keinem Fall eine gute Idee. Der Körper braucht alle Energie, um einen Infekt oder eine Entzündung wieder loszuwerden. Auch wenn die Entscheidung schmerzt: Wenn wir ehrlich sind, kennen wir die Anzeichen und wissen, dass wir in den nächsten Tagen vermutlich besser zu Hause auf der Couch aufgehoben sind mit viel Tee, einer warmen Decke und unseren Lieblingsserien oder Podcasts. Schließlich haben wir selbst mehr von dem Wandererlebnis, wenn wir uns fit fühlen.

Bei Erkältung kein Sport, aber frische Luft

Manchmal ist man doch besser im Bett aufgehoben
© unsplash, Isabella Fischer

Die Frage, ob Wandern mit Erkältung gut ist oder nicht, lässt sich vielleicht auch so beantworten: Frische Luft, ja! Anstrengung, nein. Bei ernsthaften Erkältungen und grippalen Infekten, da sind sich Ärzt:innen einig, sollten wir keinen Sport machen. Aber ist Wandern oder Trekking Sport? Und wann ist eine Erkältung ernsthaft und wann nicht? Kann Bewegung an der frischen Luft unsere Beschwerden nicht sogar lindern?

Ob eine Wanderung schon Sport oder noch Erholung ist, hängt vom eigenen Fitnesslevel ab. Jede/r sollte also selbst ehrlich einschätzen, ob eine geplante Tour eher entspannend oder anstrengend ist. Wer sich nur mit Schmerzmitteln körperlich in der Lage fühlt, loszuziehen, ist nicht fit für die Tour.

Bei folgenden Symptomen körperliche Anstrengung vermeiden:

  • Halsschmerzen, Husten
  • Abgeschlagenheit, Mattigkeit
  • Schwitzen oder Kältegefühl, Fieber
  • erhöhter Puls (mehr als 15 Prozent über dem persönlichen Normalwert)
  • Gliederschmerzen
  • Atemnot
  • Schwindelgefühl

Vorsicht: Halsschmerzen an sich setzen uns zwar nicht gleich außer Gefecht, aber sie sind oft die ersten Anzeichen einer Entzündung. Während regelmäßiger Sport das Immunsystem stärkt, kann körperlicher Stress in der Anfangsphase einer Erkältung die Entzündung verschlimmern. Zusätzliche Belastung kostet Energie, die unser Immunsystem eigentlich braucht, um mit den Viren oder Bakterien fertig zu werden. So kann aus einer leichten Erkältung eine Nasennebenhöhlenentzündung oder aus einem Husten eine Bronchitis, denn beim Sport gehen auch Viren im Körper vermehrt auf Wanderschaft.

Ein Spaziergang macht die Nase und den Kopf frei © pixabay

Wann Wandern guttut

Eine kurze Wanderung oder ein Spaziergang können eine verstopfte Nase wieder frei machen oder Verspannungskopfschmerzen lindern. Wenn man fieberfrei und die Belastung nicht zu intensiv ist, kann man seine Abwehrkräfte sogar durch Bewegung unterstützen. Längere Zeit an der frischen Luft zu verbringen und sich ein bisschen zu bewegen, fördert die Durchblutung, bringt den Kreislauf nach dem Herumliegen etwas in Schwung und befeuchtet trockene Schleimhäute. Insofern kann eine kleine Wanderung bei Erkältung guttun. Zu kalte Luft, also z. B. Minustemperaturen, können die Atemwege jedoch auch austrocknen, hier ist also Vorsicht geboten. Wichtig ist aber, dabei weder zu schwitzen noch zu frieren. Es kommt also auch auf die richtige Kleidung an.

Eine Runde im Wald zu drehen, hat außerdem eine beruhigende Wirkung auf einen von Krankheitsgedanken geplagten Geist und kann unser emotionales Befinden erheblich verbessern. Wenn der Urlaub schon geplatzt ist, sollten wir erst recht versuchen, es uns gut gehen zu lassen.