Die Kinder toben, das Wasser "tobelt". Im Haldertobel ist es die Gunzesrieder Ach, die zuerst als kleiner Gebirgsbach durch das enge Tal fließt, in sogenannten Gumpen und Strudeltöpfen übersprudelt und als glasklarer Fluss friedlich auf die Allgäuer Alpen zuströmt – ein Abenteuerspielplatz mitten in der Natur.

Dieser Beitrag erscheint im Rahmen der Kampagne „Spielend wandern“ von Österreichs Wanderdörfern. Ziel der Kampagne ist es, Kinder und Familien zum Draußensein zu inspirieren, wandernd und spielerisch die Natur (als Spielplatz) zu entdecken. Auf wandermagazin.de veröffentlichen wir dazu jede Woche einen Tourentipp für Familien und Kinder in Deutschland und eine ortsunabhängige Spielidee.

Aus dem Norden kommend, ist die Ferienregion Alpsee-Grünten das Tor in die Allgäuer Bergwelt. Der Grünten links und die Nagelfluhkette rechts sind Berge für Einsteiger. Der Wanderspaß ist aber nicht nur auf den Gipfeln zu finden, sondern auch in den Tälern. Hier versteckt sich nämlich so manches Naturschauspiel, das ganz leicht zum Abenteuerspielplatz für Familien wird, genau wie der Haldertobel zwischen Blaichach und Gunzesried.

Rundweg durch den Haldertobel

Der Haldertobel ist eine Schlucht, die wie ein Trichter spitz zuläuft. Er erzählt von der Kraft des Wassers, das sich über Jahrtausende immer tiefer in das Gestein gespült hat. Zuerst ein kleiner schattiger Gebirgsbach, wächst die Gunzesrieder Ach immer weiter an, ihre Wassermenge und ihre Kraft nehmen zu, sie wird aber auch ruhiger und klarer bis sie sich in der Nähe von Blaichach in einem türkisfarbenen Stausee sammelt und später in die Iller mündet. Die Gunzesrieder Ach hat ihren ganz eigenen Weg durch das Gestein gefunden, 17 Kilometer lang, genauer gesagt durch die Nagelfluh. 

Nagelfluh ist ein einzigartiges Gestein, das besonders am Alpenrand zu finden ist. Es besteht aus vielen ehemaligen Flusskieseln, die im Laufe der Zeit zu einem Gestein zusammengeschmolzen sind, ein sogenanntes Konglomerat. Es sieht aus, als hätte man Nägel so tief in das Gestein geschlagen, dass nur noch die Köpfe herausschauen.

Auf dem Wanderweg kann man immer wieder direkt ans Wasser © Tourist-Info Blaichach

Auf einem knapp 8 Kilometer langen Rundweg gehen wir dem Fluss ein Stück entgegen durch den abenteuerlichen Haldertobel. Achi, ein Wassertropfen aus der Gunzesrieder Ach, empfängt uns auf der ersten Hälfte des Weges an 11 Stationen mit Spielideen und Wissensfragen, die zusammen genommen den Wassererlebnisweg durch den Haldertobel bilden. Kinderleicht erklärt er, woher das Wasser kommt und wohin es fließt, was passiert, wenn die Gunzesrieder Ach Hochwasser hat oder wie die Larven der Eintagsfliege mit der starken Strömung zurecht kommen.

Nachdem wir den Ort Blaichach Richtung Sonthofen verlassen haben, gelangen wir zum ersten der zwei Wasserspielplätze am Wegesrand und zum Start des Wassererlebniswegs im Haldertobel. Wer noch etwas Stärkung vor der Wanderung braucht, kann hier ein Picknick machen, bevor es einen steilen aber kurzen Anstieg hinaufgeht. Ab hier verläuft der Weg nur noch seicht bergauf, mal auf Spazierwegen, mal auf felsigen Pfaden mit alpinem Charakter. Manche Steine sind bei Nässe etwas rutschig, also Obacht!

Auf den Wasserspielplätzen spürt Ihr die Kraft des Wassers © Tourist-Info Blaichach

Ansonsten ist das Nasswerden aber natürlich erlaubt und sogar erwünscht. Der Weg bietet immer wieder Zugang zum Wasser, an den Sprudeltöpfen und am seichten, friedlich fließenden Fluss. Hier könnt Ihr selbst Euren Lieblingsplatz finden und verweilen, die Füße im kühlen Bergwasser erfrischen und nach Wassertierchen suchen. Wenn Ihr aufmerksam schaut, seht Ihr vielleicht einen kleinen schwarzen Vogel am Ufer und über die Steine im Wasser huschen, die Wasseramsel.

Wasseramsel © pixabay


Die Amsel kennt Ihr vielleicht aus dem heimischen Garten oder dem Wald. Die Wasseramsel sieht ähnlich aus, hat aber eine weiße Brust und ist ein recht seltener Vogel. Sie braucht fließende klare Gewässer, in denen sie schwimmen und sogar tauchen kann.

Beobachtet man das unaufhörliche Fließen und Sprudeln des Wassers eine Weile, fragt man sich, wie viele unzählige Wassertropfen wie Achi es hier geben muss. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Immerzu strömt das Wasser über Steine, überschlägt sich in den tiefen Gumpen und stürzt über Kaskaden und Stufen als Wasserfall hinab. Im Haldertobel könnt Ihr die Energie des Wasser sehen, hören und fühlen.

Ungefähr auf der Hälfte des Weges errreichen wir den zweiten Wasserspielplatz und das Ende des Erlebnisweges durch den Haldertobel. Hier gibt es eine Wasserpumpe, Rinne, Becken und viel Platz zum Toben. Dann liegt das idyllische Örtchen Gunzesried mit seinen malerischen Viehweiden sowie der Sennerei und dem Kräutergarten vor uns. Neben verschiedenem Allgäuer Bergkäse gibt es in der Sennerei auch ein Heumilcheis. Nach Verlassen des Haldertobels solltet Ihr auf jeden Fall ein paar hundert Meter weiter in den schönen Ort hineingehen. Ihr überquert noch einmal die Gunzesrieder Ach und lauft dann geradewegs auf die Kapelle St. Nikolaus zu, davor liegt die Sennerei.

Rundweg durch den Haldertobel © Mapbox ©OpenStreetMap

Wenn die Beine in Gunzesried schon müde sind, könnt Ihr mit der Buslinie 20 zurück nach Blaichach fahren und den Weg somit auf 4 Kilometer verkürzen. Wer noch weiter zu Fuß gehen möchte, kann entweder durch den Haldertobel bergab oder alternativ außerhalb der Schlucht (s. Karte oben) zurückgehen. Dazu haltet Ihr Euch nach dem Tobel links – oder wenn Ihr von der Sennerei kommt rechts am Ausgang des Tobels vorbei – und geht Richtung Halden. Nachdem Ihr aus Gunzesried hinausgewandert seid und das Gästehaus Stangel-Bach passiert habt, geht Ihr links an einem kleinen Kreuz vorbei, den Wegweisern folgend über Wiesen Richtung Waldrand. Hier führt erst ein schmaler Waldweg, dann ein breiterer Forstweg bergab zurück nach Blaichach. Unten an der Straße angelangt, folgt Ihr linkerhand der Sonthofener Straße am historischen Boschgebäude vorbei zurück zum Ausgangspunkt.

Fazit: Das Wasserschauspiel Haldertobel ist ein idyllisches Wandervergnügen, das kleine wie große Wanderer in seinen Bann zieht. Der Weg durch die Schlucht ist ein wahrer Naturspielplatz und wird durch die von Menschenhand geschaffenen Erlebnisstationen und Wasserspielplätze ergänzt.

Info: www.alpsee-gruenten.de/haldertobel

Tipp: Wer Lust hat, kann beim Fotowettbewerb der Touristinfo Blaichach mitmachen! Bis zum Ende eines jeden Jahres werden hier die schönsten Fotos gesammelt, am Ende von einer Jury bewertet und mit einem kleinen Gewinn honoriert. Egal ob hübscher Bachkiesel, farbenfrohe Wildblume oder rauschender Wasserfall, schickt Eure Fotos von der Wanderung (max. 3 Bilder pro Teilnehmer) durch den Haldertobel an tourist-info@blaichach.de!

Spielen am Wasser – Wasserkraftwerk


Mit dieser kleinen Bushcraft-Idee verbringt Ihr eine ausgiebige Wanderpause am Wasser und macht die Energie des Wasser  auf besondere Art und Weise sichtbar. Sucht Euch eine Stelle für Euer Wasserkraftwerk aus. Es sollte eine Stelle an einem flachen fließenden Gewässer sein, die Ihr sicher erreichen könnt oder an der Ihr im besten Fall mit den Füßen im Wasser stehen könnt. Passend zur Wasserhöhe sucht Ihr Euch dann zwei Astgabeln als Halterung für das Wasserrad, ein Stück Baumrinde, einen geraden Ast als Achse und zwei kleinere Stöckchen für die Schaufeln. Und dann beginnt das Vergnügen und Handwerken! Ein kleines Multitool oder Schnitzwerkzeug darf bei dieser Spielidee nicht fehlen. Ansonsten findet Ihr alle Materialien in der Natur. Bitte kein Plastik verwenden und das Wasserrad nachher wieder abbauen.

Aus der Naturspielesammlung der Initiative "Spielend wandern" von Österreichs Wanderdörfern

Eine weitere Bauanleitung findet Ihr auf www.kinderoutdoor.de