Baumstamm ein persönlicher Lieblingsplatz. Spannend wird es
bei Wildwetter. Wenn es beispielsweise richtig „saut“, der Wind
bei einstelligen Plustemperaturen die Tränen in die Augen treibt.
Dann vertauscht man die Wanderschuhe mit Stiefeln, sorgt für
eine dichte Regenhose und -jacke samt Regenhut oder leistet
sich einen der sturmfesten Outdoorschirme und zieht in den
nächst gelegenen Wanderwald. Mein Gott, was habe ich für
ergötzliche Touren in der Eifel, im Siebengebirge, oben auf der
Quellenmeile zwischen Siegerland und Wittgensteiner Land
oder im Eggegebirge gemacht. Jetzt ist garantiert keine Socke
unterwegs, man trotzt den widrigen Elementen und belohnt
sich am Ende in einem urigen Gasthof am prasselnden Feuer
mit einem Grog, einem Glühwein und einer Waffel. Nach jeder
abziehenden Regenfront sickert kalte Luft ein, das bedeutet für
die Höhenlagen mit großer Wahrscheinlichkeit, dass der Regen
in Schnee übergeht. Für mich ist das das schönste Ambiente.
Allmählich gefriert das Nass an den Ästen, bei jedem Schritt
beginnt es vernehmlicher zu knirschen, die Augenbrauen vergrö-
ßern sich mit Eiskristallen zu Eis am Haar, die Nase läuft, die
Wangen glühen. Was für ein Erlebnis.
Winterwelten
Natürlich liebe ich auch eine dicke Neu-
schneeauflage, wenn alles in Zuckerwatte verpackt zu sein
scheint. Man hört die Welt wie durch einen Schalldämpfer,
Lichtspiele verzaubern allenthalben, es ist, als sei ein kom-
plett neues Bühnenbild in die Natur geschoben worden. Dicke
Schneehüte auf den Bäumen, auf den Dächern, Wind lässt
Schneefontänen von den Ästen stieben. Solche Traumtage habe
Die Blaue Stunde - eine dünne Neuschneeauflage, knackige Mi-
nustemperaturen und ein irres Farbspiel.
Foto: Jutta Grote