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Ruhrstadt, Ruhrpott, Ruhrgebiet

150 Jahre lang dominierte der Furor aus Kohle, Stahl

und Feuer.Was im Süden des Ruhrgebietes vor gut

1.000 Jahren in „Pingen“ begann, der Steinkohleberg-

bau, führte im 15. und 16. Jh. zum Stollenbergbau. Als

der Dichter Ferdinand Freiligrath 1839 eine Fußreise

entlang der Ruhr unternahm, um das romantische

„Westphalen“ zu entdecken, herrschte auf der Ruhr re-

ger Schiffsverkehr. Alleine 1860 transportierten 7.032

Schiffe gut eine Million Tonnen Steinkohle flussab-

wärts zum Rhein. Rasch nahm der Energiehunger der

sich in atemberaubendem Tempo industrialisierenden

Welt zu und der Bergbau folgte den mächtigen Kohle-

flözen nordwärts. Die Geologie des Ruhrgebietes will

es, dass die kohleführenden Schichten nach Norden

hin immer tiefer in die Erde führen. So baute man im-

mer größere Schachtanlagen und trieb Stollensysteme

in immer größere Tiefe. Kokereien, Stahl- und Hüt-

tenwerke siedelten sich in der Nähe der Bergwerke an

und aus ganz Europa kamen Arbeiter in den boomen-

den Pott. Der Himmel über dem Ruhrgebiet flackerte

imWiderschein der tausend Feuer. Die einst kleinen

Dörfer wuchsen im rasanten Tempo zu Städten und

einer scheinbar übergangslosen Ruhrstadt. Erdöl und

Lebenskultur im Pott.

Der Phönixsee in Dortmund

Alle Fotos: Klaus-Peter Kappest

Gas bereiteten dem einstigen Stolz der Bergleute

im 20. Jh. den Garaus. 2018 wird auch das letzte der

beiden noch tätigen Bergwerke geschlossen werden.

Eine ganze Region probt seither den Umbruch. Die

riesigen Haldenberge, die sich nicht selten auf mehr

als 120 oder 130 m Höhe auftürmen, holt sich die

Natur zurück. Die Emscher wurde renaturiert und die

verbliebenen Naturzellen zu einem komplexen Biotop-

verbund zusammengefügt. Entlang der Ruhr sind die

Spuren des Bergbaus und der Erzverhüttung weitge-

hend verschwunden. Das Ruhrtal ist eine Augenweide

und dank RuhrtalRadweg und Ruhrhöhenwanderweg

für Naturliebhaber bestens erschlossen. Das geplante

185 km lange und rund 2.500 Höhenmeter umfas-

sende Wanderwegenetz über die Bergehalden des

Ruhrgebietes links und rechts der Emscher wurde

gerade eröffnet. Eine Zeitreise zu und über den Orten

einstigen Stolzes. Links und rechts der Lippe wiede-

rum, wo das Münsterland in Sichtweite liegt und die

Hohe Mark mit üppigen Waldbergen einlädt, sind

die Spuren der Industriegeschichte des „Pott“ weitaus

unauffälliger. Drei Flüsse, drei Erlebnisschienen. Sie

sollten das Ruhrgebiet gesehen haben.

Ruhrgebiet

W A N D E R

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